Autor Thema: Kalt ist mir, bedecke meine Worte...  (Gelesen 1297 mal)

Erman

Kalt ist mir, bedecke meine Worte...
« am: September 12, 2012, 20:57:39 »

In einem Atemzug will ich Dich nicht weiterblättern.

Der Schlaf hält mich nicht, halte du mich.
Zuletzt vergaß ich in Deinen Armen meine Morgenkußzunge,
ich wuchs in Deinen Augen.
Mein Herz blieb bei Dir als ein Kind,
komm! Steh auf, sie werden uns sehen und schreiben – bald.

Mein schönstes Frühstück!
Du, auf deren Brust das Fischerdorf liegt, worüber ich mit meinen Lippen spazierte.
Übrigbleiben sollen die Küsse von gestern Nacht und auf meinen Lippen flattern.
Ich schweige - Klatschmohnfeld der Sehnsucht, mach mich nicht durstig.
Meine Augen erfassen deine Abwesenheit nicht, schick mich nicht wieder weg.

Die Sorgen habe ich verstreut, für jeden fiel ein wenig ab.
In den Wellen habe ich mit meinen Augen meine Gedichte geschrieben.
Nass wurde es, riss aber nicht – mein Herz voller Regenbogenlieder.
Durch Dich hindurch gehen meine Finger in der Dunkelheit - wie eine Kerze
schmelzen sie, je mehr ich mich dir verschreibe.

Meine feurige Zigeunerin!
Du, Meeresland, der ich fern geblieben bin.
Gib mir Worte, die du nicht halten kannst - ich werde sie halten.
Zu Atem soll Deine Müdigkeit kommen, auf Kopfkissen der verbrachten Nächte.
Ich weiß, Deine Augen sind nicht nur Andenken,
schließe sie nicht.

Meine Hände hielten Dich nicht, alt wurde ich bei der Trennung.
Vergib mir in Dir.
« Letzte Änderung: September 12, 2012, 21:05:01 von Erman »
Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman

cyparis

Re: Kalt ist mir, bedecke meine Worte...
« Antwort #1 am: September 13, 2012, 16:39:59 »
Lieber Erman,


wieder ein wilder, großartiger Gesang, getragen von sehnsüchtiger, verlangender Liebe.
Morgenkußzunge gefällt mir nicht, weil ich Zungenküsse ablehne.

Du, Meeresland, dem ich....
ist korrekt.
Ansonsten:

Kunst!
Unverwechselbar.


Lieben Gruß
von
cyparis

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Kalt ist mir, bedecke meine Worte...
« Antwort #2 am: September 14, 2012, 13:56:46 »
@ erman

Sprachlich gut gesetzt, aber eigentlich kein Gedicht, auch wenn es so strukturiert zu sein scheint. Da will etwas wie etwas aussehen, das es nicht ist. Dabei hat der gute Text das ja gar nicht nötig.
Schon der erste Satz hat einen Bruch in der Sprachmelodie (welche bei Gedichten so wichtig ist...): In einem Atemzug - will ich dich nicht weiterblättern. Beim Bindestrich hast du einen Hebungsprall, sowohl "Atemzug" wie auch "will" sind betont zu lesen. Dadurch folgt der Satz keinem einheitlichen Rhythmus. Richtig wäre:
"in einem Atemholen will ich dich nicht weiterblättern"  - nur so als Beispiel.


@ cyparis

Ich bin schockiert! Sex ohne Zungenküssen...das ist ja wie Hamburger ohne Ketchup, Schnitzel ohne Zitrone, Steak ohne Salz und Pfeffer - da fehlt einfach was...dieses Ganz-im-anderen-Versinken, wie es nur diese Art der Vereinigung bieten kann! Also MIR würde eine Menge fehlen ohne dieses innige Detail! :D

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 14, 2012, 13:58:45 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.