Autor Thema: An Freund Hein  (Gelesen 956 mal)

cyparis

An Freund Hein
« am: Juni 09, 2012, 10:03:52 »


Tod, Du böser Geselle,
über meine Schwelle
kommst Du heut nicht.
Dein schwärnes Gesicht
hast Du mir gestern gezeigt,
Dich lüstern über mich gebeugt.
An der Stirn wolltest Du nagen,
mein Blut in Deine Schwingen tragen:

M i c h  trägt noch Pflicht.
Bevor nicht all meine Lieben
ins Grab gestiegen,
besiegst Du mich nicht.

Lock mich nicht mit losen Reden,
nicht mit Deiner "süßen" Ruh.
Noch blühen Flieder und Reseden,
noch paßt mir der letzte leichte Schuh.

Du hast zu Viel genommen.
Du bist wieder, wieder Feind.
Du hättest mich so schnell bekommen,
hätt ich um Liebe
deinetwegen nicht so tief geweint.

Du nahmst den Ersten. Nahmst den
mir Vertrauten.
D i e  Türme, die wir uns einst bauten,
hast Du eingerissen, schwärner Feind.

Vorbei die wahre Helle.
Du nimmst das Licht.
Du stehst auf meiner dunklen Schwelle.
Ich sah so deutlich Dein Gesicht.


Bist Feind Du oder Freund?
Du bist gefühlloses Gericht.
Auch wenn es manchesmal so scheint:
Ich liebe und ich haß Dich nicht.
Du tust ja auch nur Deine Pflicht.

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

a.c.larin

  • Gast
Re:An Freund Hein
« Antwort #1 am: Juni 09, 2012, 10:21:04 »
oh cyparis,
welcher zwiegesang mit dem unvermeidlichen!

schön - und zugleich bedrückend.
man spürt die nähe des großen, dunklen vogels.  :(

da möchte ich ihm doch gleich etwas zurufen:

An Freund Hein (Nachsatz)

Ach, lass sie noch ein wenig bleiben -
die Zeit ist noch nicht reif zur Ernte!
Was nützt dir das zu früh Entfernte?
Hier soll sie, unter uns, verweilen,
soll mit uns lachen, weinen, schreiben....

Wer kennen sie und lieben lernte,
der zollt dir nicht so gern Tribut!
Auch brauchst du dich nicht zu beeilen:
Sie ist die Seele dieser Wiese!
Du, schwarzer Vogel, zeigtest Krallen-

Verschreck uns nicht die Anneliese,
gib sie zurück, lass sie nicht fallen!
Die Warnung hörten wir doch gut:
Wie wissen nun den Wert des Lebens
und halten jede Stunde zart

wie eine Blüte hoch, ans Herz.
So ruft der Tag uns nicht vergebens
zu neuer Hoffnung, neuem Mut:
Er schenkt und Freude oder Schmerz -
doch immer neue Gegenwart!

cyparis

Re:An Freund Hein
« Antwort #2 am: Juni 09, 2012, 20:40:31 »
Liebe larin,


Du mußt Dein Gedicht unbedingt als eigenständiges einstellen.
Ich fühl mich bis ins Innerste von dieser Zuneigung angerührt!

Wehmütigen und lieben Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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