Autor Thema: Fast blind  (Gelesen 821 mal)

AlteLyrikerin

Fast blind
« am: Dezember 21, 2020, 16:29:30 »
Ich sehe von der Welt
nur einen kleinen Ausschnitt.
Die Höhen und Tiefen
erfasse ich nicht.

Oft vergesse ich
die Brille abzunehmen,
die nur hervorhebt,
was mir nützlich ist.

Zu oft betrachte ich
Abgelebtes
oder richte meinen Blick
auf das blinde Fenster
des morgigen Tages.

So verblüht mir,
ungesehen,
noch vor dem Abendrot,
die zarte Rose des Jetzt.

Erich Kykal

Re: Fast blind
« Antwort #1 am: Dezember 21, 2020, 18:11:43 »
Hi AL!

Habe ich diesen Text nicht schon mal gelesen? Kommt mir bekannt vor ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Fast blind
« Antwort #2 am: Dezember 21, 2020, 18:27:56 »
Hallo Erich,

 bin  mir   nicht sicher. Allerdings habe ich vorher die Suchfunktion benutzt, um das zu prüfen.
Falls Du auch in Poetry liest, da habe ich ihn etwas früher eingestellt. Ich werde das prüfen  und den Text ggf. löschen.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Fast blind
« Antwort #3 am: Dezember 21, 2020, 18:42:52 »
Hi AL!

Hab's schon gecheckt - nein, ist nicht doppelt hier (in poetry.de bin ich schon seit Jahren nicht mehr aktiv).

Ist wohl eher so, dass ich den Text vor einigen Tagen schon mal las, aber nicht kommentierte, und dies dann vergaß.

Inhaltlich interessant, aber meine formalen Vorlieben kennst du ja.

Der selektive Blick, den wir so oft auf etwas fokussieren, das wir für wichtig halten (oder halten müssen, aus beruflichen oder gesellschaftlichen Gründen), aber was wirklich selten das ist, was wir wirklich gebraucht hätten.
Und das Ganz-bei-uns-Sein, das uns so selten gelingt, weil wir immer schon in den Plänen von übermorgen wohnen. Verschenkte Momente, die das Leben nicht wiederholt.

Ex tempore: Weil's mit grade so als Gedanke kommt - man spricht ja so gern von "verschwendeter Lebenszeit" und meint allzu oft, man müsse immerzu umtriebig und "ausgefüllt" sein, um Glück empfinden zu können ... oder überhaupt zu dürfen!
Abgesehen davon, dass jeder Mensch ohnehin nur ein begrenztes Maß an innerer Kraft und Energie hat, um sich einzusetzen und zu begeistern, ist ein "Durchhängen", von unserer Leistungs- und Beeilungsgesellschft gern negativ konnotiert und verdächtigend beäugt, aber durchaus kein Fehler - ganz im Gegenteil: oft erlaubt gerade das letztlich jenes Zu-sich-Finden, das du oben als erstrebenswert beschreibst.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 22, 2020, 14:58:43 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Fast blind
« Antwort #4 am: Dezember 22, 2020, 14:25:34 »
Hallo Erich,

herzlichen Dank für Deine Antwort. Gerade weil ich um Deine Vorlieben weiß, was die poetischen Stilmittel angeht, freut es mich, dass Du Dich mit dem Text auseinandergesetzt hast. Du hättest ihn ja auch, ausschließlich Deinen Vorlieben folgend, links liegen lassen können.
Deine Interpretation trifft genau meine Intentionen.

herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Agneta

  • Gast
Re: Fast blind
« Antwort #5 am: Dezember 22, 2020, 18:21:34 »
ja, liebe AL, manche Menschen leben so- aber jeder muss es ja selbst wissen... LG von Agneta

AlteLyrikerin

Re: Fast blind
« Antwort #6 am: Dezember 23, 2020, 16:00:17 »
Liebe Agneta,


herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Ja, wir haben Wahlmöglichkeiten. Aber jeder Mensch erfährt, lange vor seiner ersten bewussten Wahl, viele Prägungen, nicht immer nur Gute. Zusätzlich sorgen Marketingstrategen in der öffentlichen Wahrnehmung für eine Berieselung mit dem, was angeblich das Leben lebenswert macht. Da gibt es unzählige Möglichkeiten dem "Jetzt" auszuweichen und nie bei sich anzukommen.
Auch in der Schulbildung werden die Schwerpunkte nicht immer richtig gesetzt. Welche Fächer wurden im "Pandemieunterricht" zuerst gestrichen oder gekürzt? Kunst, Musik und ähnliche.


Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.