Jeden Morgen vor den Tempeltoren
seines Supermarktes steht er still,
so als wäre er dazu geboren,
weniger zu sein als er es will.
Ebenholz die Haut um dunkle Augen,
schaut er alle automatisch an,
sucht in ihre Blicke sich zu saugen:
Nehmt mich wahr und gebt mir Kleingeld dann!
Keiner will sein Bettelblättchen kaufen,
nimmt das Elend vor Regalen wahr,
die in blindem Überfluss ersaufen
vor der blinden Übersatten Schar.
Jeder von uns hat sein Kreuz zu tragen,
spürt die alten Nägel dann und wann,
doch wir kultivieren das Versagen
aneinander und versteinern dran.
Höflich lächelnd grüßt er alle Kunden,
die ihn ignorieren wie den Tod.
Heiland komm und öffne deine Wunden,
blute täglich in die stumme Not.
Zum Geleit: Die "Kupfermuckn" ist ein österr. Bettlermagazin, dessen "Verkauf durch Eckensteher" als rechtliche Absicherung für das Herum"lungern" in der Öffentlichkeit herhält - ein gesetzliches Hintertürchen fürs Betteln sozusagen. Die "Nachrichten" darin sind aus bestenfalls zweiter Hand, meist aus anderen Blättern schlecht abge"kupfert". Der Name kommt von den früheren Drehorgelspielern ("Muckn" = österr. für Musik), die man für ihre Ständchen mit Kupfergeld belohnte: Billige Musik.