Astrein autobiographisch!
Mein Vater war - als Akademiker! - überzeugter Nazi, SS-Mitglied und dank seiner Englisch- und Französischkenntnisse hauptsächlich als Übersetzer tätig - wohl auch bei "speziellen" Verhören...
Er hat nie darüber gesprochen, hatte aber bis an sein Lebensende gräßliche Albträume, bei denen er dermaßen im Schlaf schrie und um sich schlug, dass meine Mutter schließlich auf getrennten Betten bestand.
Er erzog mich streng apolitisch und riet mir immer, nie schönen Worten und "großen" Ideen zu vertrauen so wie er. Nach dem Krieg war er ein Jahr inhaftiert gewesen und erhielt als Professor lebenslanges Berufsverbot. Als in den Sechzigern eklatanter Lehrermangel herrschte, wurde er doch wieder eingestellt, allerdings ohne Anrechnung seiner Vorkriegsdienstzeiten. Das hat er den "Roten und Schwarzen" nie verziehen und war bis zuletzt braver FPÖ-Wähler (die österr. Version der FDP oder AfD - siehe Haider...)
Ich habe ihn nie gefragt, was er wirklich getan und gesehen hat, und er hätte es wahrscheinlich auch nicht erzählt. Ich wollte es ehrlich gesagt auch nie wissen. Nenn mich feige, aber ich wollte ihn einfach nur weiter gern haben können.
Er hat mich sehr geliebt, obwohl er sehr kontaktverklemmt war. Zumindest das hat er mir weitergegeben - auch ich tu mich schwer mit körperlicher Berührung und Nähe. Er berührte mich praktisch nie, blieb meist "korrekter Professor", dessen Kind natürlich alle anderen ausstechen sollte. Meine Ferien habe ich meist damit verbracht, ganze Hefte mit Übungen auszuschreiben. Er meinte es gut, aber vergällte mir letztlich jede Freude am Lernen, weil er es maßlos übertrieb bei einem 6-12Jährigen!
Tja, so sind Kindheitserinnerungen. Nicht die Tränen bleiben und der Druck - rückblickend war er alles in allem ein guter Vater, denn der hat vieles zwar nicht gut gemacht, aber immer gut gemeint, und nur das soll für mich zählen.
LG, eKy