Autor Thema: Rentnerwinter  (Gelesen 1904 mal)

norbert

Rentnerwinter
« am: M?RZ 31, 2011, 19:12:54 »
Rentnerwinter

Träge tropft die trübe Zeit
in die Sickergrube deines Lebens.
Trauer trägt die Einsamkeit
und im kalten Winterkleid
friert und stirbt die Würde allen Strebens.

Alt und mürbe wird die Haut,
reißt und deckt nicht mehr die neuen Wunden.
Jedes Wort ist dir zu laut
jedes Wort klingt unvertraut,
wie verstummt ersticken deine Stunden.

Guenter Mehlhorn

Re:Rentnerwinter
« Antwort #1 am: April 01, 2011, 19:38:48 »
Hallo Winterbert.

Der Rentner übern Winter kommt,
wenn es den Eifel-Göttern frommt.

Nun leg mal wieder los!

L.G. Günter.
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

cyparis

Re:Rentnerwinter
« Antwort #2 am: April 02, 2011, 10:26:09 »
Lieber norbert!

Das Gedicht hat tiefen Eindruck auf mich gemacht.
Verstörendes so kunstvoll auszudrücken, in Form zu fassen:
Kompliment!

Lieben Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Rentnerwinter
« Antwort #3 am: April 08, 2011, 08:12:10 »
Hi, Norbert!
Wie schön, dass du auch hier schreibst!
Folgende Vorschläge zu deinem berückend-bedrückenden Werk:

Rentnerwinter

Träge tropft die trübe Zeit
in den Abort eines Lebens. Hier bliebe ich allgemeiner, also eines statt deines - klingt lyrischer. Sickergrube stört das Metrum.
Trauer trägt die Einsamkeit
und im kalten Winterkleid
stirbt die Würde allen Strebens. Diese Zeile ist bei dir zu lang. So besser.

Alt und mürbe wird die Haut,
deckt nicht mehr die neuen Wunden. Auch hier zu lang - Rhythmusbruch.
Jedes Wort ist dir zu laut, Komma hier.
jedes Wort klingt unvertraut. Punkt hier intensiviert die Conclusio.
Wie verstummt sind deine Stunden. Auch hier muss gerafft werden wegen Überlänge.


So liest es sich flüssig und rhythmisch ausgewogen. Deine wunderbare Sprache hat das verdient, findest du nicht?
Nun denn, nimm, was dir brauchbar und schlüssig erscheint.
Sehr gern gelesen und beklugscheißert!

LG, eKy

PS: Schon deine Nachrichten gecheckt in allen Foren? Ich denk, irgendwo hätt ich ne Einladung verloren...
Wär schön, wenn du von dir hören lässt. Salve!
« Letzte Änderung: April 08, 2011, 08:16:09 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

norbert

Re:Rentnerwinter
« Antwort #4 am: April 11, 2011, 19:45:15 »
hi, günter,
november und dezember hier im dorf war mit das schlimmste, was ich bisher erlebt habe...
danke, cyparis,
für deine lobenden worte!
hi, erich,
nee, die betonung ist bewusst so gewählt und auch konsequent durchgezogen...
lieber gruß
norbert

TAU

  • Gast
Re:Rentnerwinter
« Antwort #5 am: April 21, 2011, 10:24:15 »
Hallo Norbert und eKy,
ich habe mir eure beide Versionen näher angeschaut.

Norberts Version:
XxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXxXx

XxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXxXx

eKys Version:
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXx

XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXx

Norbert, von der technischer Seite her spricht mich deine extravagante Lösung natürlich an. Aber inhaltlich finde ich die Überlänge irgendwie überflüssig, oder noch nachbesserungswürdig.

Die Anregungen von eKy finde ich dagegen sehr poetisch, schlüssig und dicht. Auch wenn mich normalerweise diese perfekte Regelmässigkeit nicht immer zusagt, in diesem Fall schon...

_____________


Wie auch immer: Ich schik dir jetzt einen bunten Schmetterling zu, damit er mit seinen Farben deine Sele zart berührt und dir über die Schönheit der Welt erzählt; ja vielleicht nimmt er dich auf seine Reisen durch die Welt und zeigt dir, wie man der Tanz des Lebens auch anders betrachten kann. 

Also: Jetzt! - Ich hab ihn gerade losgeschickt und bin wahaaansinnig neugierig, ob er den Weg zu dir findet...

viele Grüße
TAU


norbert

Re:Rentnerwinter
« Antwort #6 am: Mai 08, 2011, 23:38:14 »
"eines lebens" gefällt mir besser, das werde ich übernehmen.
"abort" gefällt mir als wort nicht, es klingt zu abrupt, die "sickergrube" beschreibt resignation und altern besser, es  wäre auch betonungsmäßig falsch...

hallo tau,
mit einem schmetterling kann der rentner nix anfangen, er will auch nicht mit ihm auf die reise durch die welt - (welche "welt"?)

lieber gruß
norbert



TAU

  • Gast
Re:Rentnerwinter
« Antwort #7 am: Mai 09, 2011, 11:37:46 »
Traubert,
ich meine die Welt, denn wir kennen, und wahr nehmen.

Aber enn ein Dichter - der dazu noch Rentner ist - die Sonne, Schmetterlinge, Himmel und die Schoenheit dieser Welt nicht mehr sieht,
dann lautet die Diagnose:

Voruebergehend: Trauer.

Dann liegt es in immer den Haenden des Rentners, wie er sich zu Diagnosen stellt.




Wenn mir aber morgen jemand sagt: Bei dir wurde Krebs diagnostiziert, - habe ich mehrere Moeglichkeien,
wie ich die Information verarbeite und welche Schuesse ich daraus ziehe:

1. Ich kann die Chemo annehmen
2. Ich kann nach alternativen Heilmethoden suchen
3. Ich kann jegliche Heilmethoden ablehnen



herzliche Gruesse
TAU



Erich Kykal

Re:Rentnerwinter
« Antwort #8 am: Mai 09, 2011, 13:40:32 »
Also, ich betone Abort auf "A" - somit passt es durchaus. Auf "o" betont natürlich nicht. Ob beides möglich ist?

Ansonsten einfach Plural ohne unbest. Artikel: "in Aborte allen Lebens" - und schon stimmt's wieder!

Das Problem ist eben, dass "Sickergrube" - wie auch immer betont - auf jeden Fall zu lang ist! Es passt überhaupt nicht in den Sprechrythmus dieser Zeile.

Aber natürlich - es ist dein Gedicht. Du hast selbstredend das letzte Wort.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.