Hi, Anne!
Da ist dir wieder ein wunderbar fließendes Sprachkunstwerk von nachgerade gravitätischer Allgewalt gelungen! Ich finde natürlich ein paar "Kleinigkeiten" zum Zurechtrücken, die aber insgesamt den bombastischen Gesamteindruck kaum schmälern.
Im Tag ein Traum. Im Träumen süße Nacht.
Im Banne eines Blicks mit Meerestiefe,
im sanften Zwange einer starken Hand
mit unermeßlich' , nie gekannter Macht. Ein Punkt genügt.
Ach, daß ich ewig, nimmerendend schliefe Groß nach Punkt.
und nie verlöre dieses unlösbare Band "so dann" weglassen, dann passt es in die Melodie!
von mir zu allerhöchstem Geistesland!
Hand und Blick, die all mein Sein umfangen,
hoben strafend sich sich zu meinem Blick,
zogen Grenzen, die zu kreuzen selbst mein Wunsch nicht wagte, mit "überschreiten" zu lang.
über die hinwegzulangen - und ich so voll Bangen! - Flüssigere Sprache.
mir diese Hand versagte.
Jämmerliches Ungeschick,
das zwischen Blick und Sehnsucht ragte,
da ich in schwachem Können jäh verzagte.
Zur Hölle mit dem Blau in diesen Augen! "sag ich" weglassen, stört nur und wird weiter unten ohnedies wiederholt.
Ah nein - zum Himmel muß es leuchten,
weil es des Geistes, Wissens Stätte bleibt...
Zur Hölle! - sag ich - mit der Hände Gruß!
Ah nein - weil sie das Firmament erreichten,
das Stern zu Sternen, sie zur Sonne treibt.
Und es ist eine dieser Hände,
die mir zum wehen, dunklen Ende, Schöner Deutsch - "mir" heraufziehen von der letzten Strophenzeile.
zum letzten, aufgetanen Tagesschluß - Zeile sonst zu kurz.
da heiße Wünsche nicht mehr taugen - Schöner Deutsch.
ein Menetekel in die Himmel schreibt, Zeile sonst zu kurz.
das Upharsin in meinen Tag, in meinen Traum.
Doch: keine Wand, an der ein Glas zerschellt,
kein Tisch, den Tränen oder Flüche rauhen. Wunderbares Bild mit "rauhen"! Sprachgenial!
Nur mein Tasten längs des Schlafes Saum,
dem Frühe, Düster, Hoffnung sich gesellt,
worin ich - leise, sachte! - Zukunftssegel schauen
und mögen kann, auch ohne ihnen ganz zu trauen. Sprachmelodisch notwendig. Bei deiner Version: Hebungsprall am Beginn der letzten Zeile. Glaub ich.
Ausgesprochen gern gelesen und genossen! Herrliche Sprachhabung!
LG, Erich