Neueste Beiträge

Seiten: 1 ... 8 9 [10]
91
Sprüche, Gedanken, Gescheites / Re: Drei simple Sprüche für eine simple Welt
« Letzter Beitrag von Rocco am August 10, 2024, 11:11:19 »
Hallo Erich!

Perfekte Sprüche.

Zum letzten und größten Spruch:
Mit Speck fängt man Mäuse.
Wenn er garniert ist
mit einem Körnchen Wahrheit

Dir einen schönen Tag!

Rocco
92
Mit Löwenzahn und Lebensfreude / Das Koboldloch
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am August 04, 2024, 16:57:06 »
Aus einem Krankenhausbericht: ............. 4.8.24
Aussage des Verletzten


Ich saugte Staub in meinem Zimmer,
ganz nackig, denn die Nacht war heiß,
und im TV lief, spät, wie immer
so'n softer Pornowerbungsscheiß.

Davon bekam ich einen Harten,
doch störte ich mich kaum daran,
da ich mit Kobold und 'nem Harten
doch Sofaritzen saugen kann.

Ich stolperte, und noch im Fallen
dacht ich bei mir ganz jählings noch:
Von allen Stellen, ja von allen
fall bloß nicht auf des Kobolds Loch!

Zu spät! Da war es schon geschehen!
Zu tief drang meine Spitze ein,
und der Turbine rasches Drehen
schnitt sie im Handumdrehen klein!

Ich schwör bei Gott, so ist's gewesen,
ja Wort für Wort und ganz genau,
genau wie Sie es hier jetzt lesen -
und sagen Sie das meiner Frau!
93
Mit Löwenzahn und Lebensfreude / Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Letzter Beitrag von Rocco am August 03, 2024, 15:43:20 »
Hallo Stephanus,

wenn Du nicht so arg auf Regeln achtest, hätte ich einen unkonventionellen Vorschlag: Lass die letzte Strophe stehen und streiche alles davor.

So wird das Gedicht nicht unbedingt besser, aber der Leser hat mehr Raum für Kopfkino.

Wie gesagt: Du tust dem Leser einen Gefallen.

Dir einen schönen Tag!

Rocco

94
Mit Löwenzahn und Lebensfreude / Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am August 02, 2024, 20:44:35 »
Hi Stef!

Mach dir keinen Kopf, ich mach das zu meinem eigenen Vergnügen. Ob und was du übernimmst oder ob und welche Lehren du daraus ziehst, ist ganz dir überlassen. ich bastle nur gern mit Sprache und werte nicht.

LG, eKy
95
Mit Löwenzahn und Lebensfreude / Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Letzter Beitrag von stephanus mall am August 02, 2024, 20:38:39 »
Lieber eKy,
Du hast ja recht, die Regeln. Aber Du kennst mich ja ein bissel,
ich schau da gern drüber hinweg wenns mir um den Inhalt geht.
Ist nicht richtg, weiß ich, aber Dein Text der natürlich stimmig ist,
der sagt am Schluss doch n bissel was anderes aus.
Es war die pure Verzweiflung die das Lyrisch ich da getrieben hat,
die Verzweiflung über fehlende Ideen, Liebe und Tier waren da nur
Platzhalter.
Du hast Dir viel Mühe gemacht und es sehr schön auf den Punkt
gebracht. Ich danke Dir und beste Grüße
StM
96
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Rituale des Wahns
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am August 01, 2024, 21:51:27 »
Hi Roc!

Die Gedichte dürfen dir gefallen, zumindest vom rein poetischen Standpunkt, denn ich widerspreche Brecht: Ich finde, gerade die gruselige Diskrepanz von literarischer Wertigkeit und schauderhaftem Inhalt kitzelt die Großhirnrinde übersättigter Bildungsbürger und regt sie eher zum Nachdenken an als kümmerliche sogenannte Prosagedichte, die m.E. nichts mehr mit Lyrik zu tun haben - zumindest so, wie ich sie definiere.

Du hast recht, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, auch wenn ich das Entführen, das grausame Indoktrinieren und das Verheizen von Kindersoldaten jetzt nicht als Ritual bezeichnen würde. Wenn erstarrte Riten wichtiger werden als die Menschen, die darunter leiden, dann überschreiten sie eine feine Grenze, egal wie viele Anhänger diesen Ritualen nachhängen und sie verteidigen. Das reicht vom extrem ritualisierten Leben in einer Sekte (siehe Davidianer oder Massensuizide höriger Entmündigter) oder einem von einem Diktator gelenkten Militärstaat bis zu den alltäglichen und überlieferten politischen, gesellschaftlichen und religiösen Ritualen, die gemeinschaftsstiftend sind und eine kulturelle Gemeinschaft definieren.

Rituale sind der Tod des offenen Geistes, so sinnvoll sie manchen auch erscheinen mögen.

LG, eKy
97
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Die Freude der Geduldigen
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am August 01, 2024, 21:40:13 »
Hi Roc!

Danke, auch wenn ich wünschte, dass solche Gedichte niemals mehr notwendig sein sollten!

Leider ein Irrtum.

LG, eKy
98
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Die Freude der Geduldigen
« Letzter Beitrag von Rocco am August 01, 2024, 15:43:49 »
Hallo Erich,

mit Marx gesprochen: die Kapitalisten brauchen die Rechten und Neonazis, damit, im Falle einer Revolution, Reaktionäre da sind, die die Revolution unterdrücken können.

Da braucht es keine Geduld! Die Arbeiterklasse hat sich (zu) lange quälen lassen! Vielleicht aus Hoffnung auf sozialen Fortschritt...

Ja, die Rechten und Neonazis wittern Morgenluft, aber warum? Warum dürfen sie wieder?

Ich finde, wer gegen Faschismus ist, muss nach Ursachen fragen. Aber dazu eignet sich Dein Gedicht sehr gut.

Anregend!

Dir einen schönen Tag!

Rocco
99
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Rituale des Wahns
« Letzter Beitrag von Rocco am August 01, 2024, 15:34:11 »
Hallo Erich,

"Rituale des Wahns", das fasst alle Gedichte zusammen. Die Reihe ließe sich erweitern, etwa auf Kindersoldaten, die im Krieg verheizt werden. Und X andere Beispiele.

Was mir auffällt: Deine Gedichte wirken schön, glatt wohlgefällig, aber eigentlich schreien sie nach Entsetzen und Anklage.

Es kommt der Eindruck auf, dass Leid auch sein Gutes hat, wenn es Inhalt eines Gedichts wird.

Brecht hat das mal kritisiert und das führte ihn zu Prosagedichten. Ich weiß: Du hast dazu eine klare Meinung. Ich will Dir nicht widersprechen, nur anmerken: Ob ein grausiger Inhalt, in Prosaforn, nicht besser aufgehoben wäre?

Soll ich sagen, das mir Deine "Rituale des Wahns" gefallen?
Sie demonstrieren Dein Können und Deine Sprachkraft, aber "gefallen" tun sie mir nicht.

Dir einen schönen Tag!

Rocco
100
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Rituale des Wahns
« Letzter Beitrag von Erich Kykal am August 01, 2024, 14:20:01 »
1 - Menschenopfer

Dem Gotte bin ich selbstlos hingegeben,
man zog mich als sein Menschenopfer auf,
erklärte meinen Zweck mir im Verlauf
der Kindheit schon: Ein dargebrachtes Leben.

Des Gottes Segen soll ich ihnen bringen,
indem ich auf mich nehme, was mir frommt,
auf dass der Freudentag, wenn er denn kommt,
mich willig sieht zu würdigem Gelingen.

Nun ist er da! Ich stehe vor dem Tempel,
in Weiß gewandet wie ein Opferlamm,
um mich herum die Eltern und der Stamm -
ein wahrhaft unterwürfiges Exempel.

Ich beuge mich dem Ebenbild des Wahren
und fühle kaum den Kuss der Priesterschneide
an meinem Halse reiben wie Geschmeide,
der meine Weg beendet vor den Jahren.

Mein heißes Blut verlässt die junge Hülle,
das wilde Herz pumpt meinen Körper leer,
und ich verblasse ohne Gegenwehr
für meines Volkes Ernteglück und Fülle.





2 - Frauenbeschneidung

Ich liege vor dem Frauenzelt im Sande,
geschmückt und freudig zugetan dem Fest,
das endlich mich zum Weibe werden lässt,
war ich doch bisher nur ein Kind am Rande.

Die Frauen halten mich, damit ich bleibe,
wo man mich haben muss, damit ich blute,
denn nur im Opfer finde ich das Gute,
das sonst nicht ist in einem niedern Weibe.

Die Klinge schneidet jäh in meinem Schoße,
entfernt die Lust, damit ich meinem Mann
allein gehorsam und ihm treu sein kann,
so will es unser Gott, der wahrlich Große.





3 – Fußdeformation

Die wahre Schönheit liegt in Trippelschritten
von winzigen und kurzen Frauenfüßen,
die Männern unsern Anblick so versüßen,
dass sie beinahe um Erlösung bitten.

Und wie schon ihre Mutter es verstanden,
so schnürt auch meine Mutter mich zurecht
zur edlen Zierde früh für mein Geschlecht,
und keine Tränen, die mir Gnade fanden.

So kann ich heute vielleicht kaum noch laufen,
doch bin ich tapfer eine wahre Braut,
und jeder Mann, der meine Füße schaut,
will mich für sich und seine Zukunft kaufen.





4 – Eunuchentum

Teil I

Ich war gerade elf geworden heuer,
da ließ der Sultan neue Knaben suchen,
zu dienen ihm als eifrige Eunuchen.
Mein Väterchen verkaufte mich ihm teuer.

Schon Tage später lag ich unter Blicken,
betäubt von Kräutern, eisern festgehalten
und schrie die Täter an bei ihrem Walten,
mich in entmannte Sklaverei zu schicken.

Noch viele andre wurden dort geschnitten,
und manche starben auch in ihrer Pein.
Man zuckte nur: 'Es hat nicht sollen sein.'
die Achseln und erhörte doch kein Bitten.

Teil II

Man nannte göttlich meine Knabenstimme
und wollte sie erhalten für die Welt,
und sprach, da so ein Wohlgesang gefällt,
dass Gottgefälligkeit mein Los bestimme.

Nun singe ich Sopran auf hohen Bühnen,
geehrt und angehimmelt, aber tot,
und folge täglich singend dem Gebot,
die Gottesgabe dieserart zu sühnen.
Seiten: 1 ... 8 9 [10]