die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Ach Natur Vergissmeinnicht => Thema gestartet von: Erich Kykal am Dezember 03, 2023, 15:28:06
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Ein Licht fällt durch ein Fleckchen Blau am Himmel
nach Tagen endlich, die es endlos schneite.
Der Blick entkommt in eine weiße Weite
dem klammen Geist aus all dem Schneegewimmel.
Er war schon wund vom vielen Flockenzählen
und hoffte kaum noch, dass ein Licht sich zeige
aus frühen Winters übervoller Neige,
durch die sich graue Stunden endlos quälen.
Im Garten ist ein schiefer Baum gefallen,
der seine Last nicht länger tragen konnte.
Der klamme Geist erkennt: So geht es allen,
die seltsam schräg in ihre Leben wachsen:
Der Himmel kam zu spät, und er besonnte
nur noch entwurzelte und tote Achsen.
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Hallo Erich,
der verzweifelte Flockenzähler hat mein aufrichtiges Mitgefühl!
Wir Flachländer hatten allerdings schon lange kein Winter-Wunderland mehr zu erleben - immer zu warm, Winter für Winter!
Der feuchtnasse Schnee kann allerdings zu schwer werden - besonders dann, wenn manche Bäume immer noch belaubt waren.....Schiefes, Brüchiges fällt sowieso. Der Natur ist es aber gleich: Auch Umgefallenes kann wieder Heimstatt werden.
Es gibt nichts Wertloses unter der Sonne - und dass die Sonne nach Tagen des Schneiens wieder scheint: Welch ein Segen!
Mag es uns Demut lehren und Bescheidenheit!
Ich liebe deine Naturgedichte!
LG, larin
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Hi Larin!
Danke für die literarischen Blumen!
Der Baumfall hat einen realen Anlass: Erinnerst du dich an die schräg wachsende Fichte vor meinem Haus, im oberen Gartenbereich? Genau die hat gestern unter der Schneelast nachgegeben und ist umgefallen. Zum Glück komm ich noch mit dem Auto raus.
LG, eKy
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Hi Erich,
hab mirs gedacht, dass es da einen realen Hintergrund gibt.
Zum Glück ist kein Baum aufs Haus gefallen!😱
Flachwurzler wie Fichten sind leider sehr anfällig fürs Kippen - auch durch Wind und Trockenheit!
Unsere Blaufichte steht zum Glück etwas windgeschützt hinter einer Mauer.😅
Mir tut leid um jeden schönen alten Baum!
Hoffentlich kannst du wenigstens das Holz nützen.
Lg, larin
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In diesem Fall eher nicht. Es war immer ein kleiner Baum, kaum sechs Meter hoch, weil er wie gesagt so schräg gewachsen ist, wenn auch breit, buschig und dicht. Genau das ist ihm zum Verhängnus geworden, da er praktisch allen Schnee einfing und obendrein sehr schräg stand.
Die Gärtner den Stamm zersägen und spalten zu lassen, käme viel teurer, als dieselbe Menge Holz heizfertig einzukaufen.
Ich muss mir noch überlegen, ob ich etwas an diese Stelle setzen lasse, und falls ja, was. Aber das hat bis zum Frühling Zeit. Bis dahin bleibt der Baum eben da liegen.
LG, eKy
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Toll gemacht, lieber Erich,
denn hier sind mehrere Prozesse gut miteinander verknüpft. Der Schneefall, der den Geist wirr macht, die Schneelast, die lebensuntüchtige Geschöpfe zu Fall bringt und entwurzelt, die Lichtung des Himmels und die Gewinnung der Einsicht bzw. die induktive Übertragung des Schicksals vom Baum auf Lebewesen allgemein. Außerdem wieder mit besonders schöner Sprache.
Wow-Chapeau!
Grüße von gummibaum
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Hi Gum!
Verbeuger, oder 'G'schamster Diener', wie wir in Österreich sagen! So ein vollmundiges Lob erfreut das dürre Dichterherz!
LG, eKy