die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Sufnus am Oktober 15, 2020, 11:31:37
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Frage an ein elektrisches Herz
Im Algorithmenpark gedeihen
Entscheidungsbäume, reich verzweigt:
Wie Null und Eins sich endlos reihen,
und die Deep-Learning-Kurve steigt!
Oh neuronales Netzwerkweben!
KI-gehätschelt! Neue Welt!
Ich frag mich, welcher Trieb Dein Streben
im Innersten zusammenhält.
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Hi Suf!
Erst die Peanuts:
S1Z3 - Hat einen Heber zu wenig. Sonst alles vierhebig- Vorschlag: "Wie Null und Eins sich willig reihen,".
S2Z4 - "Im Innersten" ist hauptwörtlicher Gebrauch: "im" ist kurz für "in dem" Innersten - hat also (indirekten) Artikel, daher groß.
Deutung:
Im wortwörtlichen Sinne könnte sich das Werk tatsächlich an ein "elektrisches", nämlich künstliches Herz richten, aber ich denke, das ist hier nicht gemeint. Das "Herz" steht hier eher versinnbildlichend für das menschliche Denken und Handeln, im vorliegenden Fall derer, welche ganz vernarrt in die neuen digitalen Möglichkeiten sind - und dabei kaum noch in der Realität leben, weil ihnen die Illusion im Computer realer erscheint als die tatsächliche Wirklichkeit, in der sie essen, verdauen und ausscheiden müssen.
Vor lauter sogenannter "Erleichterungen" des Lebens durch und in der Scheinwelt der Bits und Bytes verlernen sie, sich anzufassen und im sozialen Kontext zu funktionieren. Manche beziehen mittlerweile ihr komplettes Selbstbild und Selkbstwertgefühl über Trollen und Shitstormen, Liken und Haten! Wie die Lemminge folgen sie sog. "Influencern", anstatt eigenverantwortlich zu denken und zu entscheiden. So nach dem Motto: "Willkommen im Internet! Bitte geben sie freien Willen und Gehirn am Eingang ab - sie werden keins davon brauchen!".
Gut geschrieben, darum gern gelesen! :)
LG, eKy
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Hi eKy!
Korrekturen sind vollzogen! Merci fürs Drüberschauen!
Auch Deine Hauptdeutung (sowie die angedeutete, wenn auch von Dir verworfene, Nebendeutung) mag ich sehr. :)
Ausgangspunkt des Gedichts war übrigens der Neologismus Algorithmenpark. Ein Park ist ja als etwas von Menschenhand Geschaffenes ein seltsamer Zwitter aus Natur und etwas Künstlichem; von diesem Gedanken her hat sich dieses Gedicht entwickelt. :)
LG!
S.