die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am August 30, 2018, 20:41:11
-
Ich lernte dich kennen, ein Kind noch,
unschuldig, jung und angesichts
der Welt so vertrauensselig,
als wäre sie gut.
Du sonnst dich im Leben,
als gäbe es keinen, der dir etwas tut
im Namen seiner Dämonen
und ihres Gewichts.
Ich sagte dir, dass ich ein Monster wäre,
doch du glaubtest mir nichts!
Du meintest, ich hätte so freundliche Augen -
das könnte nicht sein!
Und du vertraust mir weiter,
denn dir fällt nicht ein:
Ich trage Fratzen
auf tausend Innenseiten meines Gesichts.
-
Lieber Erich,
ich bin nicht sicher, wer mit dem letzten "Ich" gemeint ist. Wahrscheinlich aber die Person, die als naives und vertrauensseliges Kind erschien.
Gern gelesen.
LG g
-
Hi Gum!
Mit dem "Ich" ist immer das LyrIch gemeint, das sich der Abgründe seiner selbst bewusst ist, auch wenn es weiß, dass die Brücken darüber halten.
LG, eKy
-
Dann muss ich nochmals darüber nachdenken.
-
Lieber Erich,
Deine Innenansicht macht deprimiert, zumindest mich.
Die beiden letzen Verse sind erschreckend!
(Ich mußte einst, vor vielen Jahren, einen Fragebogen zu meiner Selbstsicht ausfüllen.
Heraus kam, daß lt. "Gutachter" keine Diskrepanz zur Fremdsicht festzustellen war.
(Ich bin immer noch fasziniert von dem damaligen Verfahren und Ergebnis)).
Falls das Gedicht von einem LI=Verfasser ist:
Ich widerspreche laut und deutlich!
Niemals habe ich die Fratze gesehen, niemals!
Und ich maße mir an, Dich einigermaßen gut zu kennen.
Es mag sein, daß Du mit Grausen affinierst - was mich erschreckt.
Und dennoch: wir Menschen sind atavistisch vom Grauen fasziniert; vielleicht geht deshalb Dein Text so unter die Haut -??.
Welch ungewöhnliche Gedichtform aus Deiner Feder! Ich lese einen Rythmus heraus - Du weißt sicher den Fachausdruck.
Nicht erschrockenen Gruß
von
Cypi
-
Hi Cypi!
Jeder geht anders mit den eigenen Dunkelheiten um, jeder empfindet sie wohl auch anders. Da gibt es keine Gemeinrezepte. Dem Serienkiller sieht man es nie an, und erwischt man ihn, wundert sich jeder, wie durchschnittlich das "Monster" ist. Vorher WILL es kaum einer glauben, weil die Grenze zwischen Normalität und Irrsinn so täuschend dünn ist, und hinterher heißt es: "Er war immer so höflich und zuvorkommend - dem hätte ich das NIE zugetraut!" ::)
Darum geht es in diesem Gedicht. Die meisten Wölfe müssen sich gar nicht erst als Großmutter verkleiden, um Rotkäppchen auf's Glatteis zu führen! Man hält sie für brave Hündchen, die nur spielen wollen ...
Hier nun scheint ein solcher Täter, betört vom Zauber der süßen Unschuld, sich beherrschen zu wollen - er warnt das Mädchen sogar. Aber es glaubt ihm nicht. wird er an sich halten - oder doch ganz Wolf sein und das Kitz reißen? Das bleibt offen. Der Täter ringt noch mit seinen Fratzen, seinen Dämonen, die ihn innerlich gezeichnet haben ...
Wie auch immer, die Lektion lautet: Allzu großes Vertrauen kann ungesund sein! Uneingeschränktes Vertrauen, also völlige Reinheit und Unschuld des Geistes kann aber auch schützen. Es kommt auf das Monster an.
Die Form ist frei - ich folgte nur der Sprachmelodie und ihrem Takt und Betonen, allerdings mit Reimen. Soviel muss sein! ;)
LG, eKy
-
Lieber Erich,
ich bin einmal mehr dem Fehler aufgesessen, das sog. LI mit dem Dichter gleichzusetzen. Das ist ein fach zu verführerisch, weil ich von mir auf Dich geschlossen habe.
Aber ich bin sehr erleichtert, daß ich mich geirrt habe!
Auch ich habe ein Monster in mir (gehabt) - mein Troll hat es an die kurze Leine gelegt; keine Fratze grinst mir entgegen.
Ob man sich mit dem Monster arrangieren kann? Oder es gar zähmen? Nicht jeder Mensch hat seinen Privattroll.
Aber nein. Denn wäre dem so, wären Polizei und Gerichte überflüssig.
Lieben (lahmen) Nachtgruß!
Immer:
Cypi