die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: Erich Kykal am Dezember 12, 2015, 11:43:00
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Wie ohne Wert, mir tiefer Halt zu geben,
erscheint mir, was ich sonst tagtäglich walte,
was ich zu mir erhebe und gestalte,
bedroht ein Unwägbares jäh mein Leben.
Was sollen mir Besitz und eitles Streben,
wenn mir, was bildend ich in Händen halte,
ein früher Tod, daran ich bald erkalte,
gedankenlos zerreißt wie Sturm die Reben?
Und doch - was bliebe denn von unsereinem,
die wir die Tage wie Gesetze tragen,
die uns von Ende und Verhängnis sprechen,
als nicht ein Bild von etwas Gutem, Reinem,
darin wir selbst dem Tode widersagen,
bis alle Brücken mit den Augen brechen.
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Später, lieber Erich, hoffe ich, daß ich genügend Fassung habe, Dein steil herausragendes Gedicht adäquat zu kommentieren - zumindest passende Worte zu finden.
Tief bewegten Gruß
von
Cyparis
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Hi, Cypi!
Vielen Dank für die "Vorabmeldung" ;) hierzu! ;D
In der Gesamtanmutung vielleicht eins meiner stimmigsten Sonette überhaupt! Es scheint zu stimmen: Wenn es dem Poeten schlecht geht, schreibt er am besten! ::)
Ich schrieb dies, um mir etwas Luft zu machen, denn vor drei Tagen erfuhr ich, dass ich möglicherweise bis wahrscheinlich an lymphatischer Leukämie erkrankt bin. Nächste Woche am Dienstag wird eine Knochenmarksprobe entnommen, dann habe ich Gewissheit, sobald die Laborwerte da sind.
Wenn ich das habe, steht eine Chemo ins Haus. Im besten Falle bin ich geheilt, im schlimmsten darf ich mit einer drastisch eingeschränkten Lebenserwartung rechnen.
Meine Gedanken bei diesem Sonett waren diese: Auch wenn mir ob solch einer Hiobsbotschaft mein Dichten momentan oberflächlich, inan und hohl erscheint, so wird es sehr wahrscheinlich doch das einzige sein, was in dieser Welt von mir bleibt - das einzig Gute und Reine, das ich schaffen konnte.
LG, eKy
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Lieber Erich,
zunächst einmal möchte dir von Herzen wünschen, dass die Diagnose sich nicht bestätigt und wenn doch, dass du Kraft und Vertrauen findest, der Krankheit zu begegnen. Nicht alle Formen der Leukämie sind gleich. Ich denke an dich.
Das Gedicht geht sehr tief.
Liebe Grüße
gummibaum
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HI, Gum!
Danke für die guten Wünsche!
Die Neuigkeit ist auch bei mir recht tief gegangen, so gesehen folgt das Gedicht nur der Stimmung! ::)
LG, eKy
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Wie ohne Wert,....erscheint mir, ....was ich zu mir erhebe und gestalte,
NEIN
Ich habe alles was ich geschrieben habe wieder gelöscht und wünsche dir das Glück, dass du dir erhoffst.
LG
CB
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Alles Gute, lieber Erich!
Deine Seeräuber-Jenny
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Hi, Curd, Jen!
Vielen Dank für die guten Wünsche! :)
LG, eKy
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Hi Erich,
ich hab Dir ja schon eines Pn't - da kann ich mich jetzt aufs Gedicht konzentrieren.
Zuerst mal:Man merkt immer, wenn der Autor Wesentiches zu sagen hat. Und das berührt.
Auch wenns unangenehm erscheint und wir den Gedanken nur allzu gerne ausblenden: Der Tod gibt dem Leben seine wesentliche Kontur, er nimmt ihm die Beliebigkeit - eben weil er das, was geschen ist (oder nicht geschehen) ist unwiderruflich macht.
Alltägliches schrumpft da in seiner Bedeutung jäh zusammen auf ein Nichts.
Woran wirst du dich erinnern? heißt es in einem Songext, der gerade durchs Radio rauscht.
Ja, woran nur?
Wenn das Leben eine kleine Schachtel wäre, in die nur 10 Dinge hineinpassen, welche würde man da hineintun - und zwar weil sie gewissermaßen "Ewigkeitsrang" hätten?
Da bleibt gar nicht viel - das meiste, das in den Netzen hängen bleib, war "Beifang" - und Beifang kommt zurück ins Meer.
Aber dieses eine Bild, dieses eine leuchtende Bild, dieser eine dicke Fisch, der da hängen blieb, das muss es wohl gewesen sein, warum wir ausgezogen sind - und genau das werden wir auch heimbringen, heim nach - wohin?
Möge jeder so ein Bild finden, das ihn trägt, da wo die Wege unwägbar werden...
Alles Gute - wir hoffen mit dir!
larin
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Hi, larin!
du weißt ja, wie ich denke: Um im Bild zu bleiben, das du beschwörst: Wir sind Fischer, die nicht mal wissen, wonach sie fischen, und jeder fährt lebenslang herum auf dem eigenen Boot, bis es untergeht. Es gibt keinen Hafen, nichts, wohin wir den Fang "heimbringen" könnten, denn unsere Existenz ist ein evolutionärer Zufall ohne jegliche tiefere Bedeutung, auch wenn wir sie uns noch so gern dazudichten!
Was wir also fangen, ist nur dazu da, uns zu nähren, solang wir unterwegs sind. Erst mal versoffen, schert es kein Schicksal, was noch in unsern Netzen zappelt!
Ich kann damit leben. Ist okay so für mich. :)
Dennoch danke ich dir aufrichtig und herzlich für deine schönen Gedanken dazu! Dein Kümmern ist es, das mir Kraft gibt (man könnte sagen, dein Boot geht eine Weile längseits), nicht die romantischen Bilder einer imaginären Nachwelt. ;)
LG, eKy
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Allgemeines Update:
Die Laborwerte erhalte ich erst nächste Woche oder gar erst nach Weihnachten, aber sowohl Oberarzt als auch Primar sind sich ZIEMLICH sicher, dass ich genau das habe: Chronische lymphatische Leukämie.
Interessanterweise ist dies aber meist eine Form von Krebs, mit der man mit etwas Glück ganz gut alt werden kann. Höchstwahrscheinlich habe ich das schon seit JAHREN, ohne es so recht zu bemerken.
Jedenfalls würde das zum Teil die verminderte Leistungsfähigkeit und die erhöhte Anfälligkeit für Infekte erklären, die ich bisher dem Alterungsprozess und dem Übergewicht zugeschoben habe.
Mach euch also erstmal keinen Kopf meinetwegen. Gut möglich, dass gar keine Therapie eingeleitet wird und die Sache weiterhin bloß unter Beobachtung bleibt.
Bin halt nur nicht ganz so fit und ausdauernd wie früher, da die Blutwerte nicht mehr optimal sind.
Damit muss ich leben, aber das Schöne ist: Ich KANN es sehr wahrscheinlich auch!
LG, eKy
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Das ist doch schon mal eine gute Nachricht!
Werde steinalt, lieber Erich!
Ein bisschen abnehmen kann natürlich auch nicht schaden...
Auch weiterhin alles Gute! :)
Lieben Gruß
Jenny
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Vielen Dank, liebe Jen! :)
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moin moin Erich,
denke nur positiv, selbsterfüllende Prophezeiungen sind auch Rettung.
LG
CB
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Ich brauche noch Zeit, um Worte für dieses Meisterwerk zu finden.
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lieber erich,
also ich weiß eigentlich schon, wonach ich fische ( oder ich denke zumindest, dass ichs wüsste),
doch kann ich sofort mit dir unterschreiben: dass der "fisch" kein absouluter sein kann, sondern nur der, dem man selber den rang verliehen hat, bedeutsam zu sei.
die sinngebung ist also eine zutiefst subjektive sache.
es freut mich, wenn mein "kümmern" dir kraft gibt. genau das sollte es auch sein.
nimm deine krankheit trotzdem wichtig - auch wenn du sie schon lange hast ( no na würde ich mal sagen- sowas kommt ja nicht daher wie ein beinbruch).
die lymphe ist das reinigungssystem des körpers. und der heilungsprozess hat immer zwei ebenen: die körperliche UND die mentale, das heißt, unsere gedanken/ emotionen beeinflussen unser körpergeschehen ( umgekehrt ist es auch wahr: körperliches beeinflusst auch gedanken).
um das zu glauben bedarf es nicht des begriffes der seele, das fachwort dazu heißt "psychneuroendokrinologie".
sitz im limbischen system des gehirns - dort "schwappen" die emotionen auf die körperebene rüber...
was kränkt, kann krank machen. lang andauernder, tief sitzender kummer, stress, schlimme gedanken, überanstrengung - das alles kann irgendwo angreifen.
meistens greift es dort an, wo es auch mit dem grundproblem "verbunden" ist.
es läuft einem eine laus über die leber, man zerbricht sich den kopf, man hustet drauf, man hat die nase voll.....
ich weiß das genau, ich bin gerade dabei, von einer bronchitis zu genesen (wieder "zu atem zu kommen" war wieder mal dringend nötig!)
ich denke, es müsste schon eine therapie eingeleitet werden, damit sich die sache nicht weiter im körper ausbreiten kann.
mit lutschzuckerln wird das nicht zu lösen sein. meine mutter wollte sich auch um die chemo drücken, wir haben ihr aber zugeredet und sie dann gut mental begleitet. 6 jahre sind vergangen , sie ist ( bis auf altersbedingte wehwehchen) quietschfidel und geistig voll da.
ich wünsch dir auf jeden fall mut und kraft für die kommenden wochen und monate - und dass es dir gelingt "altlasten" los zu werden! ;)
alles liebe, larin
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Hallo, ihr Guten!
Vielen Dank für die vielen guten Wünsche und den Zuspruch!
Natürlich werde ich mich therapieren, wenn nötig - ignorieren bringt nichts, aber ich warte erst die Laborwerte und das Arztgespräch ab, um abwägen zu können, was die beste Art und Weise sein mag.
LG, eKy
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Sehr berührend, lieber eKy.
Liest sich sehr flüssig und der Inhalt ist wirklich in die passenden Worte gefasst...
Alles Liebe und Gute
MeineEigeneWelt
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HI, MEW!
Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy
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Lieber Erich,
ein halbes Jahr ist nun ins Land gegangen; Erleichterung hat an Land gewonnen.
Aber wirklich passende Worte für dieses überragende Gedicht finde ich immer noch nicht.
Noch nicht einmal ein Chapeau ist angemessen.
Male Dir meine Hymne selbst aus, lieber Erich!
Ganz lieben Gruß
von
Cyparis
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Hi cypi!
Dafür, dass ich mir egoistisch gestattete, hier den eigenen Weltschmerz zu verdichten, ist es überraschend gut gelungen, das muss ich selbst zugeben ...
Vielen Dank für dein - selbst überaus poetisches - Lobeswort! :)
LG, eKy
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Update 2020:
Ich lebe nun seit fast einem Jahr mit Dauerchemo + Antibiotikum, zum Glück ohne schwere Nebenwirkungen. Bis 2019 ging es ohne Chemo gut, aber die weißen Blutkörperchen waren zuletzt schon über 16fach überdosiert in meinem Blut.
Mittlerweile sind meine Blutwerte dank Chemo okay, aber ich muss das Zeug täglich für den Rest meines Lebens schlucken, und das wird so lange dauern, wie die Mittel wirken. Erfahrungsgemaß verlieren die Medikamente irgendwann ihre Wirksamkeit. Es gibt noch ein weiteres Mittel für meine Krebsform, das sparen wir uns auf, wenn dieses nicht mehr wirkt. Wie lang das noch sein wird, und ob ich das andere Mittel vertrage, steht in den Sternen.
Natürlich haut die Dauermedikamentation (zusätzlich auch für Blutdruck und Harnsäurewert) auf Leber und Nieren, die bei mir ohnehin schon geschädigt sind, und meine Abwehrkräfte sind eingeschränkt, was mich zu einem Hochrisikokandidaten für Corona oder andere Infekte macht.
Ach, könnten wir doch immer jung und gesund bleiben ... ;)
LG, eKy
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Hey Erich,
deine Situation nimmt mich ziemlich mit...
Die richtigen Worte zu finden, ist schwer für mich - einerseits kenne ich durchaus akute Krankheitsphasen, aber nicht am eigenen Leibe.
Ich kämpfe eher mit episodischen Depressionen und schwere Krankheiten kenne ich von meinem Bruder und meiner Mutter.
Aber im Forum hier bist du damit nicht allein. Unsere liebe YIva teilt das gleiche Schicksal mit Dir.
Ich wünsche dir alle Kräfte dieser Welt!
vlg
EV
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Hi EV!
Danke für die Worte des Trostes. Ich bin eigentlich damit im Reinen und nehme es, wie es kommt. Soweit es mich betrifft, sehe ich mich ohnehin seit Jahren in der "Bonusrunde", denn wirkliche Ziele habe ich nicht mehr in diesem Leben. Nicht dass mich das störte, für mich ist das Leben an sich wichtig, so lang es eben dauert, oder erträglich ist.
LG, eKy
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Hallo Erich,
so eine Diagnose haut einen einfach um. Mich traf es im letzten Jahr.
Mammakarzinom mit Metastasen auf Leber und in den Knochen.
Es war eine Zufallsdiagnose...also hatte und habe ich noch Glück im Unglück.
Die Chemo habe ich hinter mir, bekommen aber immer noch eine
Antikörpertherapie und eine Behandlung für die Knochen.
Die Therapie hat gut angeschlagen und es geht mir , trotz der vielen Nebenwirkungen,
schon besser...
Dir wünsche ich von Herzen alles, alles Gute.
LG
Ylva
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Hi Ilva!
Die guten Wünsche kann ich nur zurückgeben! Möge nichts mehr davon wiederkehren!
Mein Krebs ist unheilbar und bösartig, aber er schreitet - wenn man Glück hat - so langsam voran, dass man relativ lang damit leben kann.
Es ist wie beim Mann, der aus dem 15. Stock fiel und bei jedem Stockwerk, an dem er vorbeifiel, ausrief: "Bis hierhin ging's gut!" ;) ;D 8)
LG, eKy
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Es ist wie beim Mann, der aus dem 15. Stock fiel und bei jedem Stockwerk, an dem er vorbeifiel, ausrief: "Bis hierhin ging's gut!" ;) ;D 8)
LG, eKy
;D ;D 8)
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Ein Zitat aus dem Film "Gesprengte Ketten", wenn ich mich recht erinnere.
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Hallo Erich,
so eine Diagnose haut einen einfach um. Mich traf es im letzten Jahr.
Mammakarzinom mit Metastasen auf Leber und in den Knochen.
Es war eine Zufallsdiagnose...also hatte und habe ich noch Glück im Unglück.
Die Chemo habe ich hinter mir, bekommen aber immer noch eine
Antikörpertherapie und eine Behandlung für die Knochen.
Die Therapie hat gut angeschlagen und es geht mir , trotz der vielen Nebenwirkungen,
schon besser...
Dir wünsche ich von Herzen alles, alles Gute.
LG
Ylva
Liebe Ylva,
ich hatte auch ein Mammakarzinom. OP und Therapien haben damals viel Kraft gekostet, aber ich habe es überstanden und bin wieder gesund.
Ich wünsche dir alles Gute! Du wirst es schaffen!
Dir, lieber Erich, drücke ich auch weiterhin die Daumen!
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Update 2025:
Vor einem halben Jahr verlor meine Tablettenchemo ihre Wirksamkeit, und mein Zustand verschlechterte sich immer mehr - schleichend.
Seit vier Monaten bekomme ich - und bis zum Jahresende weiter - eine kombinierte Infusionschemo (monatlich) mit anderen Tabletten (täglich).
Es stand um Weihnachten 24 herum eine Weile auf der Kippe, ob man mich noch würde 'zurückholen' können, aber jetzt verbessern sich meine Werte wieder langsam. Daumen drücken!
LG, eKy
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Ich drücke dir auch die Daumen, lieber Erich.
LG g
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Vielen Dank, lieber Gum! :)