die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Verbrannte Erde => Thema gestartet von: charis am Juli 04, 2015, 15:07:54
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In roten Plastikhüllen brennen Kerzen.
Die Trauer schwingt sich auf zu einer Mahnung,
sie fordert Stille. Schatten einer Ahnung,
begrenzt von rotgestreiften Bändern, merzen
die Hoffnung aus, es schützten Berge, Meere,
ein reines Herz, gar Gott, vor allem Bösen.
Vernünftig wollen wir die Ohnmacht lösen.
Mit Beten, Schweigen trotzen wir der Leere
des Nichtbegreifens, fühlen uns verbunden
wie Lämmer, die sich eng zusammendrängen.
Wenn Wölfe reißen, lecken wir die Wunden.
Doch aus den Zweifeln keimt ein zähes Wissen:
Nichts lässt sich ändern mit Canossagängen.
Gewissen bleibt ein Fels mit tiefen Rissen.
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Hi, Charis!
Sehr gut geschrieben!
Bleibt S2Z2 so, müsstest du davor das Komma am Zeilenende von S2Z1 entfernen.
Allerdings rate ich aus stilistischen Gründen wie solchen der Stringenz zu folgender Umstellung:
"die Hoffnung aus, es schützten Berge, Meere,
gar Gott ein reines Herz vor allem Bösen."
Das "gar Gott" nämlich sozusagen mitten in der Folgekonstruktion nachzureichen, verwirrt eher, da es dort mitten in der Phrase fehl am Platze ist. Es wäre logisch und verständlicher, die Aufzählung davor mit "gar Gott" als Höhepunkt abzuschließen.
Solche Aufzählungen mit Komma würde ich ohnehin nur sehr sparsam einsetzen. Zu oft verwendet, gerät das damit angereicherte Werk leicht zu einem verwirrenden Wortsalat. Neben "Berge, Meere, gar Gott" folgt drei Zeilen weiter "Beten, Schweigen". Mir fällt das schon leicht unangenehm auf - andere mögen da weniger empfindlich sein.
S3Z1 - Auch hier gehört kein Komma ans Zeilenende.
Abgesehen von diesen Peanuts ein sehr gelungenes Werk von bemerkenswerter Eloquenz! Allergernst gelesen! :)
LG, eKy
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Hi charis,
schöne Sprache, zu Recht von eKy allergernst gelobt, und ich schließe mich an.
Wenn Wölfe reissen..., reißen, hier kommt das "ß" zu seinem Recht.
LG Fridolin
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Lieber Eky, lieber Fridolin,
Vielen Dank für das große Lob und die Rechtschreibhilfe :D
Eky, dir (wieder einmal) einen besondern Dank, dass du dich so ausführlich mit dem Texten beschäftigt hast. Das ist nicht seblstverständlich und ich lerne jedes Mal ein bisschen was - hoffe ich halt ;)
Deine Anregung ist sehr gut für das Gedicht, aber sie verändert etwas den Sinn, der mir vorschwebte. Es sollte heißen, dass auch ein (vermeintlich) "reines Herz" nicht vor dem Bösen schützen kann.
Ich weiß nicht, ob das ohne Objekt geht(?). Ich wollte es bewusst offen lassen.
Die Aufzählungen stören mich hier nicht wirklich, sie unterstreichen das bruchstückhafte und widersprüchliche der Gedanken und Gefühle...
Lieben Gruß
charis
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Hi, Charis!
Aha - "ein reines Herz" ist also hier Teil der Aufzählung!
Ich las es so, dass "Berge, Meere, gar Gott" ein "reines Herz" vor allem Bösen schützen, also "wen oder was" - das "reine Herz" als Objekt im vierten Fall.
Die Stelle ist so geschrieben, dass dieses Missverständnis nahe liegt.
LG, eKy
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Liebe charis -
nur e i n Wort, ganz gleich, wo diese Tat stattfand:
Hervorragend!
Lieben und bedrückten Gruß
von
Cyparis
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Liebe Cyparis,
Herzlichen Dank, dein Lob freut mich - wie immer - sehr!
Alles Gute und ich halte dir auch weiterhin ganz fest die Daumen!
Alles Liebe!
charis