die Lyrik-Wiese
Blumenwiesen => Wo Enzian und Freiheit ist => Thema gestartet von: Erich Kykal am Mai 10, 2013, 19:08:51
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Als würden Giebel sich an Händen fassen,
bedrängen die Fassaden sich zuhauf,
und in der Dächer buckligem Verlauf
erscheint der Ort beladen wie verlassen.
Da steigen aus dem Steingebälk der Gassen
die alten Geister wie Gebirge auf,
sogleich verweht im raschen Zeitenlauf
mit den Erinnerungen, die verblassen.
Und weiter draußen krusten graue Waben
wie Krätze sich an Hügel und Geländ:
Moderner Zeiten ungeliebte Gaben!
Entweißte Wolken ziehn am Firmament -
den schweren Himmel wollte keiner haben!
Und niemand mehr, der noch ein Lächeln kennt.
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Hallo Erich,
du malst mit Worten und lässt damit wunderbare Bilder vor meinen Augen erstehen!
Lebendig und anschaulich, ganz nach meinem Geschmack.
Solche Themen mag ich besonders gern, da kann ich ganz hineintauchen und wunderbar nachempfinden.
Auch wenn der Blick über die verregnete Stadt ohne ein Lächeln bleibt, ist er für mich von melancholischer Schönheit.
LG Daisy
Kommentare zu den weiteren Neuheiten folgen später, muss mir dafür etwas mehr Zeit nehmen! :)
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Dass du halt noch nachkommst! ;) ;D
Hi, Daisy!
Vielen Dank für deine Gedanken! Das Sonett hier wurde (zusammen mit dem vom Gesicht im anderen Wagen) durch die Lektüre der Gedichte von Wolf von Kalckreuth inspiriert.
Hier der Link zu einem Sammelthread:
http://www.lyrikern.de/viewtopic.php?f=44&t=2409
LG, eKy
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Glaube mir oder glaube mir nicht -
vor etwa 20 oder 25 Jahren hatte ich das (die Terzette nicht, das geht nicht) als Bleistiftzeichnung festgehalten.
Wodurch angeregt? Weiß ich nicht mehr.
Jetzt ziehe ich mal die Bremse, damit ich mich nicht mit Lob überschlage,
und bin, wie immer,
Cyparis
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Hi, Cypi!
Das Bild, das ich dazu im Hinterkopf hatte: Als der eiserne Vorhang gefallen war, fuhr ich mal mit dem Motorrad nach Prag. Zuallererst grüßten mich die endlosen grauen oder weißen Betonburgen der Satellitenstädte - seelenlose Wohnbunker wie Bienenwaben, die sich in alle Landschaft fraßen wie eine Hautkrankheit!
Die Altstadt war damals noch unrenoviert und schmuddelig, abgelebt, muffig, schimmlig, baufällig: 40 Jahre Kommunismus eben...
Dieser Kontrast aus verrottender Altstadt und liebloser Vorstadt-Menschenverwahrung ist mir im Gedächtnis geblieben!
LG, eKy